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„Wie sollte Anne all diese Angelegenheiten in Ordnung bringen?“

Die heutige Geschichte ist ein Auszug aus Kapitel 6 des Romans Überredung (Persuasion) von Jane Austen. Überredung ist eine Geschichte über Menschen, denen wir uns anvertrauen, und über den Einfluss, den diese Menschen auf Familie und Freunde haben können. Sie überreden uns vielleicht, etwas zu tun, gleichzeitig sind wir dann davon überzeugt, das Richtige zu tun. Das englische Wort persuasion hat diese doppelte Bedeutung und enthält beide Perspektiven.

Anne Elliot ist eine ruhige, sensible junge Frau. Ihre Mutter stirbt, als Anne noch ein Kind ist, und ihre Kindheit verbringt sie mit ihrem Vater Sir Walter Elliot und ihrer älteren Schwester Elizabeth in ihrem Familienheim Kellynch Hall. Dieses Haus, das Anne wegen der vielen schönen Erinnerungen an ihre Mutter so sehr am Herzen liegt, muss jetzt vermietet werden, um einige von Sir Walters Schulden zu begleichen. Sir Walter und Elizabeth wollen nach Bath ziehen, während Anne nicht dorthin möchte. Sie fährt stattdessen zu ihrer verheirateten Schwester Mary ins Dorf Uppercross, drei Meilen von Kellynch entfernt, um dort bei ihr zu wohnen. Mach dir wie immer unterwegs Notizen zu deinen Gedanken und Gefühlen und markiere vielleicht Wörter oder Sätze, die dir besonders auffallen …

Gedankenpause

Nimm dir hier einen Moment Zeit, um zu reflektieren, was du bisher in Annes Geschichte gelesen hast. Was hältst du von der Veränderung, die Anne erfährt, als sie bei ihrer Schwester Mary wohnt? Welche Rolle spielt sie sowohl bei Mary als auch bei den Musgroves? Anne hat das Gefühl, dass sie diejenige ist, der sich jeder/ jede anvertraut. Wie siehst du das? Denkst du, dass es schwierig ist, nicht nur die eigenen Gefühle, sondern auch die anderer zu (er-)tragen? Es wird interessant sein zu sehen, wie Anne und ihre Familie und Freunde mit der Situation umgehen…

Denkanstöße

Wie fühlst du dich jetzt, nachdem du den Auszug fertig gelesen hast? Was hältst du von Annes Gedanken:

Wie sollte Anne all diese Dinge wieder ins Lot bringen? Sie konnte wenig mehr tun als geduldig zuzuhören, zu versuchen, den Groll zu mildern und den einen vor dem anderen zu entschuldigen…

Wurdest du jemals in eine Situation wie die von Anne gebracht? Kannst du ihre Situation nachvollziehen? Hast du einen Rat für sie? Sie muss einen vertrauensvollen Charakter haben, um die Geheimnisse ihrer Schwester Mary und der ganzen Musgrove-Familie zu bewahren. Glaubst du, Anne hat jemanden, dem sie sich anvertrauen kann? Anne scheint der Favorit in der Familie zu sein, die bevorzugte Klagemauer sozusagen, aber ich frage mich, was passieren würde, wenn sie ihre Gedanken mit einer/ einem von ihnen teilen würde. . .

Welchen Einfluss hat die Musik auf Anne? Wie nutzt sie ihre musikalischen Talente?

Ich hoffe, dass dir der kleine Auszug gefallen hat. Der Rest des Romans ist ziemlich gut! Ich kann ihn dir nur empfehlen, Jane Austen ist überhaupt sehr lesenswert.

Falls du wissen möchtest, warum, dann schau hier.

Interludium: Weil du die Macht hast und die Gnade

Das heutige Gedicht stammt aus den Sonetten aus dem Portugiesischen von Elizabeth Barrett-Browning. Vielleicht findest du in ihm die Antwort auf die Frage: Was hat Familie, was haben Freunde an sich, dass wir ihnen so gerne unser Herz ausschütten und unsere Gefühle und Gedanken mit ihnen teilen möchten? Wie immer versuche, das Gedicht laut zu lesen und denk daran: Es geht nicht darum herauszufinden, was die Autorin damit sagen wollte. Wir wollen nur in uns hinein hören, welche Gefühle oder Gedanken in uns aufsteigen.

Denkanstöße

Weil du die Macht hast und die Gnade, hinter die Maske hinzuschauen

Was hältst du von diesem Eingangsvers? Er bringt mich dazu über meine verschiedenen Masken nachzudenken. Wann bin ich bereit, sie fallen zu lassen, bin ich überhaupt bereit dazu? Im Gedicht hat das Du die Macht und gleichzeitig die Gnade, diese Maske zu durchschauen und das wahre Ich zu sehen. Ich bin nicht sicher, was ich von dieser Kombination Macht und Gnade halten soll. Wie denkst du darüber? Glaubst du auch, dass nichts einen wirklichen Freund abstößt? Hast du eine solche Freundschaft schon erlebt? Kennst du jemanden, der in dir den Engel sieht? Und was machen wir aus dem letzten Vers:

...lehre mich die Kraft zur Dankbarkeit, die deiner Güte gleicht.

Kennst du vielleicht auch die andere Seite dieser Beziehung, bist du vielleicht für jemanden dieser Mensch voller Güte und Geduld, der trotz aller Fehler und Schrecklichkeiten den Engel im anderen sieht? Und ist dir dafür gedankt worden oder hast du dich vielleicht ausgenutzt gefühlt? Oder hast du vielleicht gar keine Dankbarkeit erwartet, weil du dir (wie Rilke) denkst:

Je mehr Liebe man gibt, desto mehr besitzt man davon?

Kategorien: Literatur

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