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Die Traditionelle Chinesische Medizin hat in unseren Breiten noch vor einigen Jahrzehnten ein Außenseiterdasein geführt, heute dagegen ist sie durch die weite Verbreitung von Akupunktur und Shiatsu allgemein bekannt. Wie alles im Leben ist auch das nicht nur positiv zu sehen, denn die TCM besitzt ein völlig anderes Verständnis von Krankheit als die westliche Medizin. Nicht besser oder schlechter, nur anders.

Die Grundprinzipien

Wenn du mit westlichem Denken an die TCM herangehst, dann wirst du enttäuscht werden bzw. keinen Erfolg haben. Sie orientiert sich nicht an Symptomen, die bekämpft werden, sondern an Syndromen bzw. Mustern, die vor allem auf zwei Theorien beruhen: dem Prinzip von Yin und Yang und den Fünf Wandlungsphasen. Wenn du dich aber näher mit den Prinzipien der TCM beschäftigst und das Symptom-Denken ablegst, dann wirst du eine andere Sicht auf dein Körper -Seele-Geist-System und die Prozesse, die gerade in dir ablaufen, erlangen.

Yin und Yang

In der Sichtweise der TCM hat jede Erscheinung im Universum EINE Wurzel. Dieses Eine verwandelt sich ständig und zeigt sich uns als zwei Kräfte, die sich gegenseitig bedingen und sich in einem beständigen Fluss zur jeweils anderen Erscheinungsform befinden: Yin und Yang. Das bedeutet: Einen reinen Yin- bzw. Yangzustand kann es nie geben, denn das würde Stillstand und somit Tod bedeuten.

Nimm eine Welle als Beispiel. Am Punkt ihrer höchsten Ausdehnung, dem höchsten Yang, bricht sie und fällt wieder in den Yin-Zustand zusammen. Du kannst für dieses Prinzip beliebig viele Beispiele finden: Atmung, Geburt, Schmerzen, Tag/ Nacht, Trauer, Wut… alles ist ein permanenter Fluss, es gibt nichts Statisches, alles wandelt sich in jedem Moment.

Dabei kann jeder Yang-Aspekt wieder in einen Yin- und Yang-Teil unterteilt werden und umgekehrt. Immer feiner und feiner und feiner… Das bedeutet: Die beiden Qualitäten begrenzen und kontrollieren einander, sie bringen sich gegenseitig hervor und gleichen sich aus. Und um diesen Ausgleich, dieses Gleichgewicht zwischen Yin und Yang geht es, das ist Gesundheit. Ist einer der beiden Aspekte im Überschuss oder im Mangel, wird der Mensch krank.

Qualitäten von Yin und Yang

Auch die Organe und die den Organen zugeordneten Energiekreisläufe werden nach diesem System in Yin-Organe und Yang-Organe eingeteilt.

Die 5 Wandlungsphasen

Das Eine zeigt sich uns nicht nur im Prinzip des Yin und Yang, sondern auch in den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Auch die Elemente befinden sich in einem permanenten Transformationsfluss und bringen sich gegenseitig hervor. Deshalb werden sie auch als Wandlungsphasen bezeichnet.

In jeder Erscheinung, jedem Lebewesen sind alle fünf Wandlungsphasen in verschiedener Verteilung vorhanden. Das nennen wir dann Konstitution.

Auch jeder Lebensabschnitt entspricht in seiner Energie einer Wandlungsphase: Das Leben beginnt mit dem Wasser, darauf folgt das Holz, die Aufbruchstimmung und Kreativität der Kindheit. Mit der Pubertät wechselt die Energie in das Element Feuer und die Tatkraft der Jugend. Im Element Erde ist der Mensch im mittleren Alter und steht im Zenit seines Lebens, es folgt das frühe Alter, die Pension, im Element Metall. Der Kreis schließt sich im Element Wasser mit dem hohen Alter und schließlich der Transformation im Tod.

Dieser Zyklus wird als Hervorbringungszyklus, Ernährungszyklus oder auch Mutter-Kind-Zyklus bezeichnet. Er entspricht auch dem natürlichen Lauf der Jahreszeiten und dem Wandlungsprozess der Pflanzen.

Allerdings stärken und unterstützen sich die einzelnen Elemente nicht nur gegenseitig, sondern sie begrenzen, regulieren und kontrollieren einander auch. Das nennt sich dann Kontrollzyklus oder Großmutter-Enkelkind-Zyklus.

Mit diesen beiden Zyklen beschreibt die TCM, wie sich jedes lebende System selbst regulieren kann, indem jeder Teil des Systems von den anderen Teilen einerseits gestärkt wird, damit sich das Leben optimal entfalten kann, andererseits aber auch kontrolliert wird, um dem Leben einen Rahmen zu geben.

Es ist ein bisschen so wie bei der Erziehung: Da fragen sich die Eltern auch immer, wieviel Unterstützung bzw. wieviel Kontrolle das Kind in der jeweiligen Wachstumsphase braucht. Und genauso wie in der Erziehung ist das nicht immer ein einfacher, problemloser Prozess. Da gibt es oft Störungen im Zusammenspiel, Ungleichgewichte entstehen: Da wird einerseits zu viel kontrolliert und das Enkelkind kann sich nicht entfalten, an anderer Stelle ufert ein Kind-Element aus und entzieht der Mutter alle Energie, sodass sie schließlich erschöpft aufgibt.

Durch diese Ungleichgewichte bzw. Störungen der Energieverteilung entstehen individuelle aktuelle sowie chronische Konstellationen bzw. Muster in den Leitbahnen, in denen unsere Energie, das Qi, fließt. Diese Leitbahnen oder Meridiane kannst du dir wie die Schalen einer Zwiebel um einen Kern vorstellen. Von außen nach innen umschließen drei Schichten Yang-Meridiane und drei Schichten Yin-Meridiane diesen Kern.