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Urtinktur oder Tinktur?

Die Urtinktur oder Tinctura materna oder manchmal auch Homöopathische Urtinktur ist das Ausgangsmaterial zur Herstellung einer homöo­pathischen Verdünnung oder für pflanzliche Fertigarzneien

und wird aus der Frisch­pflanze und nur in Ausnahme­fällen aus der getrock­neten Droge hergestellt. Im Gegensatz dazu wird die Tinktur aus der getrockneten Droge erzeugt. Als Extraktionsmittel dient hochprozentiger Alkohol, d.h. auch Heilschnäpse zählen dazu.

Im Folgenden verwende ich der Einfachheit halber immer den Ausdruck Tinktur.

Wie viel Pflanzenmaterial soll ich nehmen?
  • Getrocknete Pflanze: 1:4 =>Du nimmst 1 Gewichtsteil getrocknete Pflanzen und 4 Teile Alkohol der gewünschten Stärke, zB. 50 g getrocknete Pflanzen und 200 g Alkohol.
  • Frischpflanze: 1:2 => Du befüllst ein weithalsiges Schraubglas mit 100 g trockenem, angequetschtem Pflanzenmaterial, füllst dann mit 200 g Alkohol auf.
Wie lange muss ich die Tinktur reifen lassen?

Nachdem du das Pflanzen-Alkohol-Gemisch gut verschlossen hast, lässt du es 2-4 Wochen dunkel (außer: Arnika, Blutwurz, Johanniskraut), aber an einem warmen Ort (Zimmertemperatur, optimal ca.25 Grad) reifen und schüttelst es täglich, damit sich kein Schimmel bildet und die Wirkstoffe gleichmäßig ausgezogen werden. Die Dauer der Auszugszeit hängt von der Auszugstemperatur und der Konsistenz der Pflanzenteile ab: Je wärmer der Auszug erfolgt, je stärker du das Pflanzenmaterial zerkleinerst (evtl. im Mixer), desto kürzer ist die Auszugsdauer. In der Volksmedizin beträgt die Auszugsdauer in der Regel einen Mondzyklus, also 4 Wochen. Danach wird die Tinktur abgefiltert, in ein dunkles Glas gefüllt und beschriftet. Datum nicht vergessen, denn die Heilkraft hält ca. 2 Jahre.

Meine Methode

Ich gebe die abgewogenen trockenen Frischpflanzen in meinen Suribachi und fülle die Hälfte des berechneten Alkohols hinein. Die lustige Arbeit beginnt: Ich quetsche jetzt die Pflanzen unter schrittweiser Zugabe des Alkohols – meditierend (-;), Mantra singend, betend, mich mit dem Geist der Pflanze verbindend… was immer du willst, es sollte auf jeden Fall achtsam sein – bis die Pflanzen sich gut mit dem Alkohol vermischt haben. Dann übersiedelt das Gemisch ins Schraubglas und steht dort dunkel und warm ein paar Tage. Ich bilde mir ein, dass die Tinkturen auf diese Weise potenter sind. Wie dem auch sei: Wenn`s nützt, ist jedes Placebo gut.

Welchen Alkohol verwende ich?

Für Tinkturen aus Blättern und Blüten, die zum Einreiben und zum Einnehmen benutzt werden, wird Obstler, Doppelkorn, Wodka, Primasprit oder Ansatzalkohol  mit 38 % bis 45 % verwendet.​ Du kannst natürlich auch als edlere Variante Weingeist verwenden, den du auf die gewünschten Prozente verdünnst. TIPP: Falls Urlaub in Italien ansteht, schau mal im Lebensmittelgeschäft nach alcool puro.

Für Tinkturen aus Wurzeln, Samen und Rinden wird Alkohol 46 % – 60 % verwendet.

Harze (Myrrhe, Weihrauch, Lärche….)mörserst du zuerst und löst sie dann in 96% Alkohol. Das Gemisch brauchst du nicht lange stehen lassen. 

Für Tinkturen, die ausschließlich zum Einreiben (Rheuma-, Gelenks-, Muskelschmerzen) verwendet werden sollen, z.B.  Fichten- Tannen-, Arnikatinktur, Chilischnaps usw., wird 70% – 80% Alkohol verwendet bzw. auch der sogenannte Vorauf, falls du einen Schnapsbrenner in der Nachbarschaft hast.

TIPP: Wenn du wissen möchtest, welche Wirkstoffe du mit welchem Alkoholgehalt aus deinen Pflanzen ausziehst, dann kannst du im Buch Heilpflanzenpraxis heute von Dr. Siegfried Bäumler weiterführende Informationen finden.

Gibt es eine Variante ohne Alkohol?

Ja, es gibt auch Varianten ohne Alkohol, allerdings habe ich sie noch nicht probiert, weil ich einerseits von der Haltbarkeit nicht überzeugt bin, andererseits andere Wirkstoffe ausgezogen werden.

Glycerin: Statt Alkohol mischt man 7 Teile pflanzliches Glycerin  in Apothekenqualität mit 3 Teilen abgekochtem Wasser.

Essig: Statt Alkohol mischt man 8 Teile abgekochten, abgekühlten Essig  mit 1 Teil getrockneter Kräuter.

Zusammenfassung: Was brauche ich für die Herstellung einer (Ur-)Tinktur?
  • 100 g frische oder 50 g getrocknete Kräuter, gesäubert, getrocknet und zerkleinert
  • 200 ml Alkohol
  • Schraubglas
  • Kaffeefilter
  • Tropfflasche aus dunklem Glas