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Er war müde. Natürlich hatte er letzte Nacht wieder versucht, sich tief unter seine Mickey-Mouse-Bettdecke zu verkriechen, aber auch die hatte die lauten Worte von unten kaum dämpfen können.

In der Geschichte von Jutta von der Lühe-Tower geht es um einen anderen Aspekt des Eltern-Kind-Themas. In dieser Geschichte geht es um einen Jungen, dessen Eltern sich immer streiten und so mit sich und ihren Problemen beschäftigt sind, dass sie auf ihr Kind vergessen.

Wie immer kannst du dir während des Lesens Notizen zu deinen Gedanken und Gefühlen machen, während du mit dem Jungen die Küche aufräumst, und vielleicht markierst du auch Wörter oder Sätze, die dir besonders auffallen.

Denkanstöße

Wie findest du Geschichte? Hast du sie laut gelesen? Wenn ich versuche, mich in den kleinen Jungen zu versetzen, dann fühle ich mich allein, einsam, frustriert, erwachsen. Möglicherweise ist sein Geburtszeichen ja die Jungfrau, dass er die Küche so ordentlich zusammenräumt und sich danach so verantwortungsvoll selbst das Frühstück bereitet und schließlich pünktlich in die Schule geht. Glaubst du, dass sein Sternzeichen der Grund für seine Ordentlichkeit, Diszipliniertheit und seine Rücksichtnahme ist? Er lässt schließlich die Haustüre leise ins Schloss fallen, um seine Eltern nicht zu stören. Oder ist es vielleicht eher der Versuch ist, seinem Leben einen Rahmen zu geben, eine Struktur, Ordnung in das Chaos zu bringen?

Streit ist normal, Streit ist unvermeidlich. Im Alltag geht es um Geld, Haus, Wohnung, Schwiegermütter, berufliche Schwierigkeiten…und irgendwann bleibt vielleicht die Liebe auf der Strecke und man kann nicht mehr miteinander sprechen, sondern nur mehr schreien. Was macht das mit dem Kind? Wie denkst du darüber?

Ein Kind ist abhängig von seinen Eltern, es braucht Sicherheit, Geborgenheit und Ordnung, um sich in Ruhe entwickeln zu können. Und auch im Leben des kleinen Jungen hat es eine Zeit gegeben, als sie mit ihm und dem Zug über den Wohnzimmerboden gekrochen (waren) und Weltreisen unternommen (hatten). Sie hatten dort viele Abenteuer erlebt und viel gelacht und er musste sich nie unter der Decke verstecken. Die Welt war einmal in Ordnung.

Warum ist es ihnen dann nicht möglich, über ihren eigenen Schatten zu springen? Warum können sie keine Lösung ihrer Probleme finden? Warum können sie nicht wie ihr Sohn glauben, dass es wieder so werden könnte, wie es einmal war? Denn selbst wenn der Haken des Kohlenwagens verbogen war, in der Beziehung nicht mehr alles in Ordnung war, machte gar nichts, dass ein Rad fehlte. Er konnte noch ganz gut fahren. Zeit für ein Gedicht.

Interludium: Der Bach hat leise Melodien

Rainer Maria Rilke beschreibt in diesem sehr kurzen Gedicht einen Bach. Der Bach, das fließende Wasser ist immer schon als Symbol des Lebensflusses verwendet worden. Schau mal, wie es auf dich wirkt.

Hast du das Gedicht laut gelesen? Hast du dir vielleicht auch Worte, dir dir aufgefallen sind, unterstrichen? Konntest du die Musik, die Melodie der Worte spüren? Magst du es vielleicht noch einmal laut lesen?

Denkanstöße

Fern von der Stadt mit den vielen Menschen und Problemen ist das Wasser rein. Metaphorisch lässt sich dieses Bild auch auf die Seele übertragen. Je weniger Probleme man hat, desto leichter und freier fühlt man sich, oder?

die Wipfel winken her und hin und machen mich so matt.

Dann stellt man sich auf den Rhythmus der Natur ein und wird ruhig und entspannt. Waldbaden fällt mir dazu ein, das soll ja derzeit „in“ sein.

Und was machst du aus den folgenden Versen: Der Wald ist wild, die Welt ist weit, mein Herz ist hell und groß.

Die Natur verspricht Ursprünglichkeit, Wildheit, Abenteuer, sie lässt uns fühlen, dass wir am Leben sind. Kannst du in die Worte hineinhören und die Sehnsucht des hellen, großen Herzens fühlen? Was brauchst du, damit du dich lebendig fühlst und diese Sehnsucht nach Leben gestillt wird? Manche Zeitgenossen suchen dafür das Abenteuer und den Kick im Extremsport, nach dem Motto: Je höher, je gefährlicher, desto lebendiger fühle ich mich. Wow. Andere -und wie ich lese schon 10-jährige Kinder- versuchen dieses Gefühl durch Black-out-challenges zu erreichen. Vielleicht siehst du mich jetzt den Kopf schütteln: Quo vadis, Welt? Warum?

Geht es unseren Kindern zu gut? Haben sie zu viel Zeit, dass sie auf solche Ideen kommen? Sind die Eltern schuld, die Medien, das Internet, dass die blasse Einsamkeit das Haupt dieser Kinder in ihrem Schoß hält? Wie denkst du darüber? Was könnte man dagegen tun?

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Kategorien: Literatur

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