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Wenn ein Mensch mehr von der Einschätzung seines Äußeren abhängt als von der Begabung, sich in seiner Haut wohl zu fühlen, mag das ein Mangel sein. Auf Oak allerdings traf das nicht zu.

Diese Woche möchte ich mit dir einen kurzen Auszug aus dem Roman Am grünen Rand der Welt (Original: Far from the Madding Crowd) von Thomas Hardy lesen. Er spielt im viktorianischen England und wurde zuletzt 2015 verfilmt.

Du triffst hier einen Mann namens Gabriel Oak, einen hart arbeitenden Schafhirten, der versucht, sich eine Zukunft zu schaffen. Was ist von diesem Menschen zu halten? Ist er jemand, mit dem du gut reden könntest? Überleg dir, wie das Leben ihn im Moment behandelt?

Wie beim Lesen in der Gruppe empfehle ich dir, die Geschichte laut zu lesen und dir Zeit dafür zu nehmen. Du wirst bemerken, wie hilfreich es ist. Mach dir auch unterwegs Notizen zu deinen Gedanken und Gefühlen und markiere vielleicht auch Wörter oder Sätze, die dir besonders auffallen …

Denkanstöße

Wie findest du Gabriel Oak? Ich finde ja schon den Namen interessant: Eiche. Man könnte da schon zu philosophieren beginnen, ob das etwas über den Menschen aussagen könnte, vielleicht über sein Aussehen oder seinen Charakter? Wie könnte eine Person sein, wenn sie den Charakter einer ‚Pfeffer-Salz-Mischung‘ hat? Was fällt an Gabriel bisher auf? Im Eröffnungssatz zum Beispiel wird uns Gabriel mit seinem Lächeln und seinen Falten vorgestellt, die wie eine Skizze der aufgehenden Sonne aussehen. Hört sich doch nach einem Gesicht an, das man schon gern treffen möchte, oder?

Ist dir auch der Teil mit seiner Uhr aufgefallen? Das muss wirklich komisch aussehen – ein Mann mit einer Taschenuhr, die so groß ist, dass sie ein Wecker sein könnte, aber kaum zu funktionieren scheint und deren Zeiger so lose sind, dass niemand genau wissen konnte, zu welcher Stunde sie gehörten. Warum sollte jemand eine solche Uhr aufbewahren, wenn sie so umständlich ist und außerdem nicht richtig funktioniert? Ja, Oaks Uhr ist einige Jahre älter als Oaks Großvater, also ist sie vielleicht ist eine Antiquität. Oder ist sie ein Erbstück, an dem Erinnerungen und Gefühle hängen? Es ist keine Uhr, die einfach zu bedienen ist – die Beschreibung, wie er die Uhr an ihrer Kette hochzieht, wie ein Eimer aus einem Brunnen, scheint darauf hinzudeuten, dass … Gibt es im Text irgendeinen Hinweis auf ihren Wert und ihre Verwendung?

Was würde eine Person wie Gabriel im Leben wertschätzen? Vielleicht wäre es für Oak emotional zu schwierig, die Uhr wegzuwerfen, oder vielleicht ist Zeit etwas, was ihm wichtig ist …? Was hältst du vom letzten Absatz? Er hatte gerade die Zeit des Lebens erreicht, in der“ jung „aufhört, das Präfix von“ Mann „zu sein, wenn man von einem spricht. Welche Lebenszeit ist das? Das, was folgt, wenn seine Gefühle und Gedanken klar voneinander getrennt sind, hört sich kompliziert an … wie kann man sich das vorstellen? Kennst du dieses Lebensalter? Haben das Frauen auch? Oder gibt es das überhaupt nicht?

Interludium: Ich staune

Ich möchte Gabriel Oak jetzt für das Gedicht „Ich staune“ von Franz Werfel verlassen und lade dich ein, es jetzt mit mir laut zu lesen. Versuche auf den Klang der Worte zu hören, die Musik, die Poesie und achte darauf, ob beim Lesen Gefühle oder Ideen auftauchen. Oft stellt man fest, dass mit der Zeit, die man laut lesend mit einem Gedicht verbringt, immer mehr Gedanken und Gefühle durchkommen. Einer der Schlüssel ist, einfach Spaß zu haben…

Wie geht es dir mit dem Gedicht? Hast du irgendwelche Worte oder Wendungen markiert? Hat dich irgendetwas daran berührt?

Denkanstöße

Mein erster Gedanke beim Lesen war: Das ist das Lebensgefühl, das die Aufforderung Werdet wie die Kinder beschreibt. Es ist dieses Staunen des kindlichen Geistes über das Selbstverständliche. Was hältst du davon, dass der Tag nachtet“ und das Licht verwest, um dann am nächsten Morgen vom Sonnenglück überfrachtet zu werden? Wenn ich mir das bildhaft vorstelle, dann kann ich dieses Sonnenglück förmlich spüren. Wie geht es dir dabei?

Und was sagst du zu der Zwieheit des Männ- und Weiblichen? Siehst du diese Verschiedenheit auch so positiv und ist sie für dich auch der Motor unserer Herzensfluten, sprich: Gefühle? Ist das Streben, den passenden Partner mit denselben Hobbys, Interessen usw. zu finden, also eigentlich sinnlos? Wie denkst du darüber?

Am besten gefällt mir die letzte Strophe: Nur durch Erstaunung werd ich meiner inne. Ich staune, dass ich staune, dass ich bin. Geht es dir auch manchmal so, dass du dich fragst: Oh! Wo kommt jetzt dieser Gedanke her? Darüber darf man aber nicht nachdenken, darüber darf man nur staunen (-;

Kategorien: Literatur

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