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Es ist jetzt ein gutes Jahr her, dass ich meinen letzten Blogeintrag geschrieben habe. Was ist passiert? Leben ist passiert. Geschichte ist passiert.

Mit offenem Mund und ungläubigem Stauen konnten wir hautnah erleben, wie sich vor unseren Augen in wahnwitziger Geschwindigkeit Abgründe auftaten, die wir vor drei Jahren nicht für möglich gehalten hätten. Ja, nicht einmal denken hätten können.

Dass Parteien vor der Wahl Versprechungen abgeben, an die sich sich nach der Wahl nicht mehr erinnern können. Geschenkt. Um in einer Demokratie Mehrheiten zu bekommen, muss man auch bereit sein, über seinen Schatten zu springen. Dass aber Parteien, innerste Überzeugungen, das Mark ihrer Daseinsberechtigung, ohne mit der Wimper zu zucken, über Bord werfen und – kaum an an der Macht – in ein absolutistisches Gebaren verfallen, das den denkenden Souverän nur ungläubig den Kopf schütteln lässt – das verblüfft.

Am meisten jedoch verblüfft, dass das anscheinend die Mehrheit der Mitbürger nicht interessiert. – Virenthema, Ukrainekrieg, Klimawandel, Energieverknappung, Genderwahn, Bevölkerungsreduktion, digitale Überwachung, KI – Auslöschung der Menschheit… Ein Horrorszenario jagt das andere, dauernd wird ein Reset herbeibeschworen, der dann alle Probleme lösen wird. Die Angst wird durch die Medien so am Kochen gehalten, dass der Normalbürger froh ist, dass sich so kompetente Experten, Politiker und selbstlose Klimakleber darum kümmern. Über das Dahinterstehende jedoch, das in den Köpfen Vorausgegangene, über den „Mindset“, der sich im Verhalten der Politiker und Medien manifestiert, die gleichgeschaltete Propagandaorgel der letzten Jahre, das diktatorische Klima, in dem das „Gute“ und „Richtige“ mit fast religiös-fanatischem Eifer verlangt und durchgesetzt wurde – und wird – darüber wird der Mantel des Schweigens gebreitet, das will man nicht sehen. Einen Teil unserer Mitbürger interessiert es nicht, ein Teil findet das Glauben und Gehorsam-sein gut , ein Teil hat sich mit den Hilfsgeldern saniert, ein anderer Teil hat aufgegeben und resigniert…

Mit dem Postulat, der „Wissenschaft zu GLAUBEN“ wurden die Weichen zu einer neuen Gesellschaft gestellt. GLAUBEN ist seit 2020 hip geworden:

Glauben als Trend

  • Du sollst der Wissenschaft glauben.
  • Du sollst den Politikern glauben.
  • Du sollst den Medien glauben (natürlich nur den offiziell als gut befundenen, die die richtige, wahre, reine Lehre verbreiten! Alles andere sind Verschwörungen!)
  • Du sollst nicht selbstständig denken.
  • Du sollst die Wissenschaft nicht hinterfragen.
  • Du sollst Politiker – vor allem den ersten Diener des Staates – nicht an ihren Worten und Taten messen.
Du sollst tun, denken, glauben, was dir gesagt wird.

Dann gehörst du dazu, dann gehörst du zu dem Teil der Gesellschaft, der weiß und definiert, was richtig und gut ist. Wir haben zwar immer geglaubt, dass das nie wieder passieren könnte, aber es passiert gerade jetzt wieder. Un-glaublich.

Tja, bei unseren deutschen Verwandten geht es noch irrer zu, aber mir reicht eigentlich schon unser hausgemachter Irrsinn. Ich ertappe mich dabei, im lockeren Gespräch mit Fremden, plötzlich nicht mehr locker zu sein, sondern vorsichtig abzutasten, worüber es sich gefahrlos reden lässt. Früher war’s ja das Wetter, aber seit auch hier der Panikmodus en vogue ist, taugt auch dieses Thema nicht mehr für Smalltalk.

Aber selbst wenn man sich in einer Runde „Gleichgesinnter“ trifft, ist eine zwanglose Unterhaltung oft nicht möglich. Denn auch hier gibt es Zeitgenossen, die sich im Dauerpanikmodus befinden. Zwar wegen anderer Themen, aber immerhin.

Wo ist die Zeit hin, als man noch diskutieren und den anderen am Leben lassen konnte? Wo ist die Zeit hin, als diskutieren bedeutete, Meinungen auszutauschen und nicht dem anderen seine Meinung aufzuzwingen? Wo ist die Zeit hin, als diskutieren bedeutete, ein Thema differenziert zu betrachten und nicht entweder – oder. Wo ist die Zeit hin, als Gespräche noch Spaß machten, weil man bei einem Glas Wein auch mal lautstark seinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen konnte, ohne Angst haben zu müssen, dafür gleich gesteinigt, gecancelt oder sonst etwas zu werden? Wo ist die Zeit hin, als man noch gefahrlos Witze reißen konnte?

Möglicherweise ist das ein Zeichen, dass ich alt werde, aber ich spüre einen Hauch von Wehmut und Melancholie, während ich dies schreibe. Es macht einfach keinen Spaß mehr. Alles ist so bitterernst und politisch korrekt und gender-trans-neutral und endzeitstimmungsmäßig und kleinkariert – und manchmal einfach nur seufz– ohne Worte.

Die Grünen haben eine in Teilen infantile oder neurotische Anhängerschaft.

(H.G. Maaßen)

Ich schließe mich diesem Befund von Herrn Maaßen an, würde aber diese Zuschreibung auf den Großteil unserer Gesellschaft ausdehnen. Ein großer Teil unserer Gesellschaft liebäugelt aus verschiedenen Gründen mit der (grün-rot-pinken) kommunistischen Sozial-Romantik – der Staat regelt alles, der Bürger besitzt nichts bis wenig, für alles wird gesorgt, alle sind glücklich. Verantwortung abgeben, nur 20 Stunden oder überhaupt nicht arbeiten, glauben, nicht denken, wieder zu Kindern werden. Klingt verlockend. Aber was macht man mit den Aufmüpfigen, den Fragen Stellenden, die raus wollen in die Welt, die selbstbestimmt, selbstverantwortlich, unbequem, herausfordernd ihre Welt selbst gestalten wollen? – Die müssen natürlich bestraft werden – denn die Segnungen dieser kommunistischen Sozialutopie funktionieren nur, wenn sich alle diesem Diktat beugen. Natürlich freiwillig. Wir leben ja noch in einer Demokratie, oder?

Welcher gesunde, halbwegs denkende, noch nicht ganz abgestumpfte und obrigkeitshörige Mensch würde in so einer Gesellschaft, in so einer Welt leben wollen?