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In Indien begeht alle 8 Stunden ein Bauer Selbstmord.

Warum? Weil die nackten Böden erodiert, von Düngemitteln ausgelaugt und von falscher Bewässerung versalzen sind. Weil er sich Monsantos Saatgut sowie die dazugehörigen Pestizide für die aufgezwungene Monokultur nicht mehr leisten kann. Weil er seine Kredite nicht abbezahlen kann und seine hungernden Kinder nicht mehr ernähren kann. Deshalb begeht in Indien alle 8 Stunden ein Bauer Selbstmord.

95 Prozent allen Lebens auf Erden spielt sich im Untergrund ab und ist für das bloße Auge nicht sichtbar. Wissenschaftlich nennt sich das das Diversität, für Bauern ist es ein gesunder, fruchtbarer Boden.

Der Erdboden lässt sich vielleicht am besten als ein unendlich vernetztes Wesen verstehen, das aus unzähligen kleinen und kleinsten Organismen, gebundenen Mineralien, Wasser, Wurzeln und mehr oder weniger zersetzten Pflanzenstoffen besteht. Fast 90% aller Organismen unseres Planeten leben im Erdboden und sorgen durch ihr Zusammenspiel für die Aufrechterhaltung der Lebensprozesse. Höchst komplex aufeinander abgestimmte Symbiosen sowohl untereinander als auch mit den Wurzeln der Pflanzen gewährleisten den nahezu unendlichen Ablauf geschlossener Nährstoffkreisläufe, bei denen keinerlei Abfälle erzeugt werden.

https://www.ithaka-journal.net//klimafarming-eine-chance

Seit Jahrzehnten zerstören Pestizide alles, was sich unsichtbar im Untergrund bewegt und die Basis für gutes Gedeihen der Pflanzen und reiche Ernte ist. Nach dem ersten Weltkrieg wurden aus Sprengstoffen die ersten Düngemittel, aus Giftgasen Pflanzenschutzmittel hergestellt. Der weltgrößte Produzent für Pflanzenschutzmittel, Monsanto, produzierte in den 60er Jahren Agent Orange, das nicht nur den Regenwald entlaubte, sondern noch heute dafür verantwortlich ist, dass Frauen missgestaltete Kinder zur Welt bringen.

Heute kommt Monsanto als Rundum-Wohlfühlpaket zu den Bauern: Der Konzern liefert das Saatgut, das resistent gegen alle möglichen Gifte ist, sich lediglich von Düngemitteln in toten Böden ernährt und so steril ist, dass kein Bauer daraus eigenes Saatgut gewinnen kann. Das nennt man intelligente Kundenbindung und Gewinnmaximierung. Währenddessen sterben die Bauern und die Böden.

Gibt es eine Lösung? Kommen wir aus diesem zerstörerischen Kreislauf wieder heraus?

Ein Konzept gegen das Bodensterben und die Klimaerwärmung? – KLIMAFARMING

Klimafarming ist ein ökologisch nachhaltiges Gesamtkonzept für die Landwirtschaft, deren künftige Rolle sich nicht mehr nur auf die Produktion von Nahrungsmitteln beschränkt, sondern zu deren Aufgaben ebenso die Biodiversitätsförderung, der Klimaschutz, die Energieerzeugung und die Landschaftsgestaltung zählen werden. Diese verschiedenen Aufgabenbereiche sind untrennbar miteinander vernetzt, finden ihre gemeinsame Basis aber vor allem in der gezielten Förderung der Biodiversität, und zwar nicht nur auf entfernt gelegenen ökologischen Ausgleichsflächen, sondern unmittelbar auf den landwirtschaftlichen Produktionsflächen selbst.

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Nur wenn wir es schaffen, die biologische Aktivität der Böden zu erhöhen und die Stoffkreisläufe wieder zu schließen, wird auch die Humusgehalt der Böden wieder wachsen. Positiver „Nebeneffekt“ dieser Bodenverbesserung: Guter Boden bindet atmosphärischen Kohlenstoff. Um jedoch die Biodiversität der Böden effizient fördern zu können, müssen sich zuerst die Bedingungen der landwirtschaftlichen Produktion grundlegend ändern. Das bedeutet:

  1. Verzicht auf den Einsatz von Mineraldüngern, Gülle und Düngekonzentraten. Viehmist sollte vor der Ausbringung kompostiert werden.
  2. Verzicht auf Herbizide
  3. Schrittweise Verringerung des Einsatz von Pestiziden und langfristige Umstellung auf biologisch aktiven Pflanzenschutz (Kompost- und Pflanzenextrakte)
  4. Düngung mit aktivierten Komposten und Biokohle-Kompost-Mischungen
  5. Ersetzung schwerer Landmaschinen durch leichtere, durchdachte Kleinmaschinen. Keine tiefgründige Bodenbearbeitung.
  6. Anlage von dauerhaften, artenreichen Bodenbedeckungen als Gründüngung. Beachtung sinnvoller Fruchtfolgen und Mischkulturen.
Pflanzenkohle zur Bodenverbesserung und Ertragssteigerung

Was könnte den Bauern in Indien und anderswo helfen, die am Monopol Monsantos und an den zerstörten Böden verzweifeln? Gibt es einen natürlichen, biologischen Dünger, der den Ertrag ebenso steigern kann wie der gekaufte Chemiedünger? Hans-Peter Schmidt, Geschäftsführer des Ithaka Institute for Carbon Strategies in der Schweiz hat sich auf die Suche begeben und eine Lösung gefunden: Pflanzenkohle. Sie wird – so vermutet er – in den nächsten Jahrzehnten zu einem der entscheidenden Rohstoffe der biobasierten Wirtschaft.

Da die Pflanzenkohle aber hauptsächlich in der Elektronik, der Bauindustrie, der Papierherstellung, der Abwasserreinigung und für sonstige neue Materialen im 3D-Druck verwendet werden wird, ist schon heute absehbar, dass industriell hergestellte Pflanzenkohle wohl zu teuer bleibt, um als bloßer Bodenverbesserer oder Güllezusatz in der Landwirtschaft zum Einsatz zu kommen. Die einzige Chance, kostengünstig Pflanzenkohle für den landwirtschaftlichen Einsatz zu erhalten, besteht darin, dass Landwirte und Gärtner ihre eigene Pflanzenkohle aus den eigenen vor Ort anfallenden Reststoffen herstellen. Nur dann kann Pflanzenkohle am Ende lokaler Nutzungskaskaden auch wieder zum Grundbaustein humusreicher Böden werden.

https://www.ithaka-journal.net//kon-tiki-die-demokratisierung-der-pflanzenkohleproduktion?lang=de

Bist du an weiteren Informationen interessiert? www.ithaka-institut.org und www.ithaka-journal.net

Kategorien: Gesellschaft