„Religionen sind bloß die Gewänder des Glaubens – und sie sind oft sehr schlecht zugeschnitten.“
Thorton Wilder
Da muss es doch noch etwas anderes geben…
Wir sind im letzten und dunkelsten Monat des Jahres angelangt. Die Natur präsentiert sich unwirtlich und kalt, Herbststürme und Frost berauben die Bäume ihrer letzten Blätter. Als kahle und nackte Gerippe ragen sie geisterhaft aus der morgendlichen Nebelsuppe. In kalten Vollmondnächten jedoch erscheint der Himmel besonders nahe und klar und auf dem Berg reicht der Blick viel weiter als gewohnt. Ob es die Dunkelheit, der Nebel oder der Vitamin D – Mangel ist: Bei vielen von uns regt sich in dieser Zeit tief drinnen eine Sehnsucht nach Weite, Klarheit und Licht.
Bevor die Wintersonnenwende die Gewissheit bringt, dass der Tiefpunkt überwunden ist und es wieder aufwärts geht, können wir den unsichtbaren Lebensfunken in der Erde nur erahnen. Genauso ahnen wir – während alles um uns tot, kalt und sinnlos erscheint – dass es auch in uns ein inneres Licht gibt, ein Ich, dass sich seiner bewusst ist und seinen Sinn kennt.
23.November – 21.Dezember
Schütze
Die vergangene Skorpion-Zeit war intensiv: Wir haben uns unseren Schatten gestellt und sind zum Kern unseres Wesens vorgedrungen, um die verborgenen Schätze zu heben und eine heilsame Verwandlung einzuleiten. Jetzt folgt im Zeichen Schütze die expansive Gegenbewegung.
Der Schütze ist das Zeichen des vollkommenen Bewusstseins. Er wird durch einen Zentaur dargestellt – halb Pferd, halb Mensch – mit Pfeil und Bogen, Symbol für die Überwindung des Animalischen durch das Bewusstsein. Der Bogen stellt die Ausrichtung auf die Zukunft und die menschliche Willenskraft dar. Das animalische Ich mit seinen Instinkten, Emotionen und Gefühlen muss überwunden werden, um das wahre Selbst freizulegen.
Die Schütze-Qualität lädt dich ein, dich nach außen zu wenden, dein Herz weit werden zu lassen und dich für etwas Größeres zu öffnen. Sie lädt dich ein, dich in die Mythen und Weisheiten dieser Welt zu versenken, dich darin selbst zu erkennen und Vernunft und Weitsicht über den Tod hinaus zu erlangen. Wenn du ganz still wirst, kannst du jetzt eine Stimme in dir hören, die dir leise zuruft: Glaube daran, dass alles Sinn macht, dass dein Leben einen Sinn hat. Sei offen für andere Kulturen, Länder, Menschen, Wissen… , sei neugierig und vertraue. Sei bereit für große Dinge. –
So wie der Kolibri, dieser kleine Vogel, der sich Jahr für Jahr aufmacht, um von Südamerika bis nach Kanada zu fliegen, obwohl er eigentlich gar nicht für eine so abenteuerliche lange Reise ausgestattet ist.
Er fragt sich nicht, wo er auf dem Weg eine Pause machen kann oder ob es irgendwo etwas zu essen und zu trinken gibt. Er vertraut darauf, dass er auf seinem Weg immer Nektar finden wird. Die Kolibri-Medizin der Schamanen Südamerikas lehrt uns, uns aufzumachen auf die große Reise heim zur Quelle und uns dabei nur vom Nektar, vom Schönen zu nähren.
Der Kolibri gräbt nicht im Misthaufen oder auf dem Kompost nach verfaulten Resten, sondern er lässt alles Üble, alle Fehler, Traumen, Schuld hinter sich und streift sie ab wie die Schlange ihre Haut – in einem Stück. Er schaut nach vorne und folgt mutig seinem inneren Ruf: Begib dich auf deine Heldenreise und vertraue darauf, dass du Sinn, Erkenntnis und Weisheit finden wirst!
Jupiter
Jupiter symbolisiert den Optimisten in uns, den Teil, der Sinn und Expansion will und manchmal in Maßlosigkeit ausufert.
Er lässt uns Ausblick halten nach etwas Höherem und hebt uns über die Banalitäten des Alltags hinaus. Er symbolisiert den Teil in uns, der einen Zusammenhang zwischen den Dingen herstellt. Er erfüllt die nüchterne Wirklichkeit mit einem Sinn, indem er jedem Ding Bedeutung zumisst und Situationen, Worten und Taten einen symbolischen Gehalt vermittelt.
(A. Cortesi 1996)
Dem Tierkreiszeichen Schütze ist der Planet Jupiter zugeordnet. In der römischen Mythologie trägt Jupiter auch den Beinamen Blitzeschleuderer bzw. noch älter Diespiter, Vater (pater) des Lichtes (dies). Und als dieser symbolisiert er die Energie, die uns zu echter Weisheit führen kann, indem sie Herz und Verstand verbindet. Das kann sich beispielsweise in dem Verlangen äußern, unsere Talente zum Wohl der Gemeinschaft zu entfalten oder uns zu einem weitherzigen und weit blickenden Menschen zu entwickeln, der andere an seinem realen oder inneren Reichtum teilhaben lassen möchte und so zur Entwicklung des Ganzen beiträgt. Wenn wir versuchen, unser Leben in einen größeren Zusammenhang zu stellen, motiviert uns das, über unsere Begrenzungen hinauszuwachsen und das Leben als abenteuerliche Reise zu begreifen, auf der wir immer wieder neue Facetten unseres Selbst entdecken und neue Ideen verwirklichen können.
Fragen des Prinzips Schütze/ Jupiter
So wie alle anderen Zeitqualitäten im Jahreslauf bietet auch die Schütze-Zeit jedem von uns die Möglichkeit, uns bewusst mit ihr zu verbinden und so unser Energiepotenzial zu heben und unsere Entwicklung zu unterstützen.
♐︎ In der vergangenen Skorpion-Zeit warst du ja eingeladen, dir die Rollen anzuschauen, die du in diesem Leben übernommen hast. Manche hast du vielleicht ablegen können, aber mit manchen identifizierst du dich möglicherweise noch so sehr, dass du Angst hast, sie zu verlieren. Wenn du dir vorstellst, dass du alle deine Rollen ablegen könntest und nur dein echtes, authentisches, wahres KERN-ICH übrig bliebe: Wie würde sich ein sinnvolles und wahrhaftiges, erfülltes Leben für dich dann anfühlen? Was würdest du arbeiten, wie würde dein Alltag aussehen?
♐︎ Wenn du dir das Leben als große Reise vorstellst, deren Sinn es ist, dass du immer neue Erfahrungen machen darfst, um deinen Horizont zu erweitern – Wie geht es dir dabei? Kannst du das glauben? Welche Erfahrungen würdest du gerne machen?
♐︎ Welchen ersten Schritt müsstest du denn machen, um dich auf diese Reise zu begeben – so wie der kleine Kolibri? Wo fehlt es dir denn an Glauben und Mut, damit du dich auch im Außen in Bewegung setzen kannst? Vielleicht musst du ja nur deinen eigenen Rhythmus finden und dein Leben damit in Einklang bringen? Vielleicht braucht es aber auch nur die richtige Nahrung, körperlich und seelisch.
♐︎ Überlege dir: Wenn du dich auf eine Expedition begibst, dann nimmst du nur das Nötigste mit, oder? Denn dann kannst du flexibel auf etwaige Hindernisse reagieren. Du könntest ja beispielsweise einen Fluss überqueren oder einen steilen Pass überwinden müssen. Um also aus dem Schwungkrafttunnel deines Lebens herauszukommen, d.h. um die Energien zu überwinden, die dich in deinem alten Leben gefangen halten und die dich davon abhalten, dich auf deine große Reise zu begeben, musst du die Schwungkraft überwinden, die dich in deinem alten Leben gefangen hält.
Dafür gibt es in der Physik eine Formel:
E ist dabei die Arbeit, die du aufwenden musst, um aus der Ruhe, d.h. aus deiner derzeitigen Lage, in Bewegung zu kommen. Sie hängt von der Masse (m) und der Geschwindigkeit (v) des bewegten Körpers ab. Das bedeutet: Je größer deine Masse ist (Schlacken auf körperlicher und seelischer Ebene, körperliches und emotionales Gepäck) und je schneller du in deinem Leben unterwegs bist, desto schwerer fällt es dir, deine Richtung zu ändern bzw. dich überhaupt auf die Reise zu machen. Frage dich also:
Wovon ernähre ich mich denn? So wie Kolibri – nur vom Nektar oder…? Wie schnell bin ich denn in meinem Leben unterwegs?
Versuch: Notiere dir während des kommenden Monats, wann du dich von Nektar ernährst und wann von Mist. Betrachte dabei durchaus beide Ebenen, die körperliche Nahrung sowie die seelische Nahrung. Denk daran: Alles, was nicht verdaut wird, was du nicht ziehen lassen kannst, was du nicht loslassen kannst, all das belastet dein System, wird zu zähem Schleim und verstopft alle körperlichen und feinstofflichen Kanäle. Es ist sehr schwer, sich mit verstopften Kanälen auf eine Reise zu begeben😉 Überprüfe auch, welchen Platz Meditation, Spaziergänge, Sport, Hobbys, Nichtstun… in deinem Leben haben. Wo bzw. wann und wie oft könntest du denn Platz dafür schaffen?
♐︎ Wir leben gerade in einer Zeit, die von einer Vertrauenskrise geprägt ist. Viele Menschen haben der Politik, der Wissenschaft, der Religion, den Medien, den Ärzten… vertraut. Sie haben ihr Leben in die Hände fremder Gurus gegeben, in der Hoffnung, dass sie ihnen den Weg der Wahrheit weisen. Und ja, sie alle erzählen die Wahrheit. Es ist aber IHRE Wahrheit. Kolibri macht sich jedoch auf, um seine eigene Wahrheit zu finden. So wie der Schütze glaubt er an sich und an das Leben und findet so seinen tieferen Sinn. Er vertraut seiner inneren Weisheit und wagt sich allein auf die abenteuerliche Reise. Kein Sicherheitsnetz, kein „Wenn ich mehr Geld/ Zeit…habe, dann…“.
Wenn du so wie der Schütze oder Kolibri deinen eigenen inneren Guru findest, wer bist du dann? Wie sieht dich dann deine Umwelt? Was sagen dann deine Mitmenschen über dich? An welchen Werten erkennen sie dich dann? Wenn du dich mit der Schütze-Qualität verbindest, begibst du dich auf die Suche nach deiner eigenen Wahrheit, nach dem Großen Geist in dir und damit verändert sich automatisch dein Umfeld. Je authentischer und echter du wirst, desto mehr wirst du zur Inspiration für andere, sich ebenfalls auf ihre Heldenreise zurück zur Quelle zu begeben.
Frage dich: Begebe ich mich auf meine Seelenreise oder lande ich wieder bei den Gründen, warum ich kein Held/ keine Heldin sein kann??
Entwicklungsweg des Schützen: Weg des Vertrauens
