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Wo Außen und Innen gleich, ist Wissens Unendlichkeit. Wo Schatten und Licht identisch, ist der Weisheit Unendlichkeit.“

Milarepa

Rückzug ins Innere

Wer jetzt am Nachmittag einen Spaziergang macht, kann sich noch an einem bunten Blätterwald erfreuen oder vielleicht einem Kind zusehen, wie es sich raschelnd durch einen Laubhaufen wühlt. Daran hatten wir zumindest in meiner Kindheit großen Spaß. Zwar lässt sich die Sonne noch ein paar Stunden blicken, doch ist ihr Licht schon etwas milchig und die Wärme ihrer Strahlen haben merklich nachgelassen. Der goldene Oktober hat seinen Zenit schon überschritten, die Tage sind schon fühlbar kürzer.

Der Himmel ist oft grau verhangen, Herbststürme peitschen von Zeit zu Zeit durch die Gassen und morgens und abends taucht der Nebel das Land immer öfter in eine gespenstische Zauberwelt.

Man spürt: Ein großer Wandel steht bevor. Die Natur bereitet sich auf ihren Rückzug vor, viele Tiere fahren die Körperfunktionen herunter und die Pflanzenwelt zieht ihre Energien zu den Wurzeln zurück.

Auf der Erdoberfläche stehen alle Zeichen auf Sterben und Tod, im Inneren allerdings beginnen schon die Vorbereitungen für den Neubeginn.

23.Oktober – 22.November

Skorpion

Die vergangene Waage-Zeit war geprägt von einer Energiebewegung nach außen. Es war eine Zeit der Feste, wir haben Freunde getroffen und die Ernte gefeiert. Jetzt bringt die kommende Skorpion-Zeit wieder die Gegenbewegung, wir konzentrieren und besinnen uns wieder mehr auf uns selbst, die eigenen Projekte und Vorhaben, wir steigen vielleicht in unsere „Unterwelt“ hinab und versuchen herauszufinden, was in uns „sterben“ muss, damit neues Leben wieder erblühen kann. Der Skorpion symbolisiert den Forschergeist, der wie Faust wissen will, „was die Welt im Innersten zusammenhält“. Die Energie des Skorpions lässt uns alles in Frage stellen, sie stellt alle Vorstellungen der Wirklichkeit auf den Kopf und scheut sich nicht, in die tiefsten Tiefen der Seele hinabzusteigen und sich den verborgenen Schatten (C.G.Jung) zu stellen.

Das Skorpion-Prinzip lehrt uns, dass es nicht reicht, uns nur mit unserer hellen, guten, schönen „Frühlings-/Sommerseite zu identifizieren, sondern um wirklich heil und ganz zu werden, um uns wirklich weiter zu entwickeln, müssen wir uns auch unseren dunklen, unangenehmen Seiten stellen und sie akzeptieren, verdauen. Dann wird Energie frei und – wie die Natur – entsteht daraus der Humus, der neues Leben möglich macht.

Milarepa, der große Yogi und Dichter, der im 11.Jahrhundert in Tibet lebte, formuliert diesen Kreislauf des Werdens und Vergehens, des Festhaltens und Loslassens (Achse: Stier – Skorpion), dem alles Leben in jeder Sekunde seines Seins unterworfen ist, folgendermaßen:

„Jeder Erwerb führt zu Verlust, jeder Aufbau zu Zerstörung, jede Begegnung endet in Trennung und jede Geburt führt zum Tod“.

Pluto – Hades : Der Reiche, die Fülle – Der Unsichtbare

Dieses „Stirb und Werde“ wird dem Planeten Pluto zugeschrieben, der das Tierkreiszeichen Skorpion regiert.

Pluto ist der Planet der Transformation und Metamorphose: Er lehrt uns, unsere Schattenseiten aufzuspüren, Anhaftungen und emotionale Verstrickungen loszulassen, damit wir sie annehmen und integrieren können. In diesem Prozess lässt er uns aber auch die bindende Kraft erleben, die uns an Menschen, Dinge, Glaubenssätze, Rollenbilder… fesselt, indem er in uns das Gefühl erzeugt: Ich sterbe, wenn ich diesen Menschen usw. loslassen muss.

Pluto führt den Menschen in die Tiefe, zum Kern bzw. zur Ursache einer Situation, einer Sache oder seines eigenen Wesens und offenbart ihm die verborgenen Schätze und seine innere Antriebskraft.(2)

In diesem Zusammenhang ist auch die griechische Mythologie interessant. Der griechische Name für Pluto ist eigentlich Hades, was „der Unsichtbare“ bedeutet. Denn Hades besucht als Herrscher über die Unterwelt bzw. die Schatten und Toten nur selten die Oberwelt und wenn, dann trägt er dabei einen Helm, der unsichtbar macht. Pluto symbolisiert also einerseits alles, was unsichtbar ist, was unter die Erde, in den Schatten verbannt ist. Andererseits steht er aber auch für die fruchtbare Erde, er ist ihr Beschützer und verteilt die großen Schätze.

Er symbolisiert den radikalsten, energiereichsten und leidenschaftlichsten Teil unserer Persönlichkeit, der, gerade weil er so aufs Ganze aus ist, auch Angst auslöst. So empfinden wir diese Seite in uns oft als „dunkel“ und wenden uns innerlich davon ab. Wir unterdrücken dann diesen intensiven Teil in uns. Erst wenn wir diesen kompromisslos akzeptieren und mit ihm umzugehen lernen, finden wir Zugang zu seiner Kraft und Lebendigkeit. Dann kann gerade dieser Teil ein enormes Energiepotential entfalten und uns über tiefe Krisen hinweg führen. So ist Pluto gleichzeitig ein erschaffendes und zerstörendes Prinzip und steht symbolisch für die polaren Gegensätze von Licht und Finsternis, Macht und Ohnmacht oder Geburt und Tod. (Cortesi, 1996)

Fragen des Prinzips Skorpion/ Pluto

Egal, in welchem Sternzeichen du geboren bist: Die Skorpion-Zeit lädt dich ein, das Lied des Lebens zu singen. Es ist die beste Zeit, um in das ewige Werden und Vergehen einzutauchen und sich bewusst dem Prozess der Wandlung zu unterwerfen.

Das Skorpion/ Pluto – Prinzip fordert dich auf: Lerne Abschied zu nehmen und loszulassen – in Liebe und Vergebung! Dann lösen sich Stagnationen auf, Energien werden frei und echte Ergebenheit in den Kreislauf des Lebens wird möglich.

Frage dich:

Wovon möchte ich Abschied nehmen, von welchen Menschen, Gewohnheiten möchte ich mich trennen? Welche Wünsche möchte ich nicht mehr auf die lange Bank schieben? Kann ich den Tod als meinen Verbündeten sehen, der mir erkennen hilft, was für mich wirklich wichtig im Leben ist? Bin ich bereit, Dinge/ Menschen… loszulassen, die keine Bedeutung mehr in meinem Leben haben – ohne zu wissen, was bzw. wer danach die Leere füllen wird?

Wenn du bereit bist, dich auf deinen Wandlungsprozess einzulassen, dann schlage ich dir drei Schritte vor.

Schritt 1: Rückzug

Wie kann ich in den nächsten vier Wochen Hektik aus meinem Leben nehmen? Wo kann ich Reize reduzieren, um mehr Ruhe in meinen Alltag zu bringen? Schaffe ich es, einmal nicht „multi zu tasken“, sondern nur eine Sache auf einmal zu erledigen? Was hilft mir, meine Gedanken zu sortieren? – Ein Spaziergang, Meditieren, Malen, Schreiben, ein Gespräch mit einem lieben Menschen….?

Schritt 2: Transformation – Körper

Wie sieht es mit meinen Essgewohnheiten aus? Könnte ich auf eine schlechte Gewohnheit verzichten? Bin ich bereit, meinen Körper ein bisschen zu entgiften? Das könnten zum Beispiel ein paar Fastentage sein oder auch nur ab und zu ein Tag Intervallfasten, das könnte eine Teekur sein oder ein regelmäßiger Saunagang?

Wie sieht es mit meinem Körper-Seele-Geist-System aus? In welchem Zustand befindet es sich? Bin ich zufrieden in meinem Beruf, in der Partnerschaft oder meiner ganzen Lebenssituation? Ist mein Leben erfüllt oder spüre ich manchmal eine innere Leere? Auch andere Symptome wie chronische Krankheiten, Depressionen, Schlaflosigkeit, Angstzustände… können Hinweise des Körpers auf nicht aufgelöste seelische Themen sein.

Wenn dir irgendetwas davon bekannt vorkommt, dann nimm dir Zeit für den folgenden Schritt.

Schritt 3: Innenschau: Zustandsbesichtigung

Wer bin ich? – Bin ich mein Name, mein Beruf, Mutter/ Vater… Bin ich meine Rollen? Bin ich mein Erfolg oder Misserfolg? Wer bin ICH?

Wer denkt das?  

Was will das, was in mir denkt, wirklich?

Welche Erwartungen habe ich an dieses Leben? Welche Erwartungen glaube ich erfüllen zu müssen, obwohl sie nicht meine eigenen sind, sondern mir übergestülpt wurden (von den Eltern, der Erziehung, der Kultur, der Religion….)? Welche dieser Erwartungen und Rollen bin ich bereit loszulassen, weil ich mir damit etwas vorspiele?

Wage ich es, die Rollen, die ich in diesem Leben spiele, und die Muster, die ich gewohnheitsmäßig wiederhole, anzuschauen? Wo spiele ich eine Rolle, die ich gar nicht möchte? In welchen Situationen verhalte ich mich plötzlich so, wie ich es gar nicht möchte? Wann/ bei wem strenge ich mich an, „perfekt“ und unbedingt „liebenswert“ zu sein? Wann verhalte ich mich belehrend, weiß alles besser oder bin der Gruppentherapeut für alle?

TIPP: Schau besonders dort genau hin, wo dir ein reflexhaftes „Nein“ ich bin nicht so! Das könnte ich NIE machen“ in den Sinn kommt. (-;

Weiterentwicklung ist nur möglich, wenn ich mir auch meine dunklen Seiten und die unangenehmen, ungelösten Themen anschaue, die ich tief in meiner Unterwelt vergraben habe, weil ich mich nicht so gerne damit konfrontiere. Aber alle diese Teile von mir wollen an die Oberfläche kommen und gesehen werden. Sie warten nur darauf, dass ich sie anschaue und JA zu ihnen sage. JA, du bist da, ich sehe dich, du bist ein Teil von mir, aber jetzt lass ich dich ziehen, denn ich brauche dich nicht mehr.

Fragen, die du dir auf dem Weg in deine Unterwelt stellen könntest:

  • Gibt es schwelende Konflikte, sich wiederholende Muster in meinen Beziehungen?
  • Was hält mich von einem eigenständigen, selbstbestimmten Leben zurück?
  • Welche Dogmen/ Glaubenssätze sollte ich in Frage stellen?
  • Welche Gefühle unterdrücke ich, weil ich Angst davor habe, dass sie zu sehr schmerzen?
  • Wie sieht es mit meinen Abhängigkeiten aus – von Dingen (alten Fotos, Ordnern, Zeugnissen…) und Menschen?
  • Schuld macht Sinn: Welchen Sinn haben meine Schuldgefühle? An wen binden sie mich, weil ich sie/ ihn/ es nicht loslassen will?

Die Zeitqualität des Skorpions schenkt dir die Klarheit, die Kraft und den Mut, dich deinen Schatten zu stellen und dich bewusst in den Kreislauf von Leben und Sterben einzufügen.

Entwicklungsweg des Skorpions: Weg der Selbstüberwindung

(1) Es gibt verschiedene Symbole für Pluto. Ich finde, das beste Symbol ist die Darstellung der Barke der Isis mit der Mondscheibe. Isis ist die Schwester/Gemahlin des toten und wiederauferstandenen Gottes Osiris. Die Barke ist das Fahrzeug ins Totenreich.

(2) Felber, Frank: Lehrbuch der esoterischen und exoterischen Astrologie, Jupiter + Uranus Verlag: 2007, S. 274

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